Mein Counter hat am Sonntagmorgen die 1000 "gebrochen".

Während er sich mit Salzstangen und Cola erholt kann ich wohl die bedeutungsschwangere Analyse treffen, dass das alles am Niggemeier liegt, und dass man da bei Kommentaren seine Webseite mit angeben kann. Was ich fleißig tue. Daraus resultierten dann sicher eine Tonne First-Time-Visits.

Grundsätzlich kann man aus den Logs auch erkennen, dass sich der ein oder andere Suchmaschinenbenutzer durch mein relativ hohes Ranking durch Örn hier hin verirrt. Denke ich jedenfalls mal. Da Örn auf mich verlinkt und ich zurück sollte es ein Grund sein. Na jedenfalls waren die einzigen beiden Kommentare zum Darwind-Awards-Post, wo ich dann (natürlich) auch heftig angegriffen wurde ob meines Zynismus. Ach Gottchen :-)

Noch ein Grund wird der sein, dass ich seit zwei Monaten peitsch.de komplett auf’s Blog gelegt habe. Wenn man die ganzen 0-Sekunden-Besucher rausfiltert, dann bleibt nicht viel übrig. Doofe Roboter ;-)

Ich habe gerade Al Franken: God Spoke gesehen. Franken ist all das, was Arnold Schwarzenegger nicht ist. Er ist Comedian und hat Ende der 70er bei Santurday Night Live gearbeitet. Er hat sich in den letzten Jahrzehnten mehr und mehr der liberalen, linken Sache verschrieben und dazu einige Bücher geschrieben, in denen er die Lügen von Leuten wie Bill O’Reilly und Ann Coulter aufdeckte. Er ist klein, dicklich, trägt Hornbrille, T-Shirt, Turnschuhe, Demokrat und jüdisch.

Zu seinen Büchern gehört Lies (and the Lying Liars Who Tell Them): A Fair and Balanced Look at the Right welches ich als Hörbuch direkt nach dem Lesen der Bücher von Michael Moore zum 11. September hörte (teils im Flugzeug).

Das war 2003, dem Jahr als der Irakkrieg begann und ich, zusammen mit meinem Bruder Christoph, meinen Geschäftspartner in den USA besuchte.

Wir fuhren zunächst von Dallas/Fort Worth nach Houston, um ein Basketball- und ein Baseball-Spiel zu sehen, bevor wir nach Dallas zurück kehrten um den Produzenten der von mir vertriebenen Ware kennen zu lernen.

Wir trafen uns an unserem Hotel, fuhren herum, er butterte uns mit einigen Geschenken zu (in einem Best Buy – so viele Computerspiele habe ich in meinem Leben nicht an einem Tag aus dem Laden getragen). Einige Zeit später, nach einem Besuch im Hard Rock Cafe Dallas, aßen wir in einem mexikanischen Restaurant und ich "genoss" meinen ersten (und bisher letzten) Margarita.

Nach einiger Zeit kamen wir auf die derzeitige Weltlage zu sprechen… und Herr im Himmel wurde ich von der Ãœberzeugung meines texanischen Freundes seinerseits erschlagen, dass er und seine Familie "als nächstes dran" wären, wenn nicht etwas getan worden wäre – sprich der Irakkrieg. Christoph und ich schauten uns ein wenig mit betretener Miene an und aßen weiter.

Mit dem Wissen der ARD und des ZDF in der Tasche, dass die "Beweise" die Colin Powell in der UN-Vollversammlung hochhielt nicht so sehr "FAKT" waren, wie er es gerne gehabt hätte, saß ich damals, Ende März/Anfang April, knapp 10 Tage nach Beginn des Kriegs, in einem mexikanischen Restaurant in Dallas/Texas. Ich hätte nicht im Traum daran gedacht, irgend etwas zu sagen, weil ich bereits in den ersten fünf Tagen unserer Anwesenheit in Texas im Fernsehen sehen konnte, dass es einfach keine gegenteilige Meinung zu seinem Sermon gab. Niemand auf jedwedem Kanal, sei es CNN oder Fox News oder irgendeine andere Nachrichtensendung gewesen, brachte auch nur ein Widerwort, eine Anmerkung des Zweifels gegenüber dem Krieg hervor.

Statt dessen erging sich die Journaille in Erfolgsberichten – und es sah natürlich auch alles super aus. Baghdad war bald eingenommen und damals war ich noch der Ãœberzeugung, das eventuell alles so schnell vorbei sein würde wie im ersten Golfkrieg, den ich damals Kerze-Anzündend im Forum der Sek I verbracht habe, teils Stundenlang sitzend und mich darüber lustig machend, wie doof doch alle wären, dass sie glauben würden, dass wir wirklich vom Krieg beeindruckt wären. Damals sah ich mich ja noch bestätigt. War ja alles sofort vorbei und gar nicht so schlimm.

Vier Jahre und hunderte Folgen der Daily Show with Jon Stewart später bin ich heute so desillusioniert über die amerikanische Newsmaschinerie und über die Möglichkeit, dass der Krieg bald vorbei sein wird (jetzt in seinem fünften Jahr), dass ich Dokumentarfilme wie "God Spoke" nur noch mit Kopfschütteln verfolge, aber nicht mehr überrascht bin über die Art und Weise, wie die GOP, die Grand Old Party, sprich die Republikaner lügen, um sich weiterhin die Macht im Weißen Haus zu sichern, um weiterhin jederzeit jedwedes Land in der Welt angreifen zu können wann sie wollen.

Four more wars. World Domination Tour 1954-2007.

Ich habe heute einen langen Brief an das "Team Franken" geschrieben, in dem ich meine Feigheit damals gegenüber dem einzigen Texaner, den ich wirklich kannte damals, und dem ich nicht ins Wort fiel, aufgeschrieben habe. Ich habe damals in der Welt KEINEN Unterschied gemacht, obwohl ich eventuell die Gelegenheit gehabt hätte. Der Grund: ich habe von ihm Ware bekommen und er klang so grundsätzlich überzeugt und in Angst um sein Leben und seine Familie, dass mir nur einfiel, ihn darin zu bestärken, dass hoffentlich bald alles zum Besten kommen würde.

Hier der Inhalt der Zeilen, die ich in der "Contact Us" Sektion hinterlassen habe:

Hi,

I just wanted to thank everybody working with and for Al Franken to help him to become the next Senator of Minnesota. I am 31 years old and would simply love to help you guys out but the only thing I can do is encourage you to do your best and maybe post a couple of blog entries on my own page. I am glad that there are people like Al who, through humor (like the Daily Show or The Colbert Report) educate america about the lies that are told by the large media corporations about what is going on in the world.

One of the most intense moments in my life was on the 28th of March 2003 when I visited my business partner from the Dallas/Fort Worth area. After I graduated from the german equivalent of Highschool and while attending University I started importing his product to germany. You could say I lived the american dream. I flew over there with my brother to visit him.

We were sitting in a mexican restaurant – and to my astonishment I later found out that almost half the people I met in texas spoke spanish, but I digress.

Drinkin margaritas, eating tacos, he started talking about the current political situation. He told me that he fully expected the US to be attacked within the year, especially Texas, George W. Bush’s home state. I just sat there in astonishment. We came with all the detailed knowledge about the "facts" that were presented at the UN because the german news media presented it to us in an unbiased fashion.

I sat there,listened to him going on and on about how Al Queada was helping Saddam, how he had weapons of mass destruction, how he, of course, was behind 9/11 (although only partly he admitted). I didn’t even know how to start arguing with him that EVERYTHING he said wasn’t THAT much of a fact. That there were a lot of "maybes". He was so convinced that he was next that all I could tell him that I hoped he wouldn’t be and that him and his family would be safe in the future.

The saddening truth is: I know about the way the US news media reported about the so called "facts". I didn’t really believe it until I was able to turn on the TV in our hotel room. I often enough ask myself whether I’ve been a coward that day not taking a stand for my countries opinion on not supporting war action against Iraq. I had such a totally opposite opinion about everything that I felt there was no way to convince him. I didn’t make a difference that day and in a feeble attempt I am trying to make one today by encouraging everyone over there at Team Franken to keep on going until the last vote has been cast on election day – even though I am writing this right after watching the documentary that followed Al on his campaign to help John Kerry win the White House vote and how he cried when he heard how Kerry thanked America for the support he got.

So – if this helps only the tiniest bit I at least made a little difference today. Keep up the good work. I will follow Al’s campaign in the future to find out what his political agenda will be – I know it’s a pain that I will try to find out what his opinions are and how he will try to make things better instead of just blindly thinking that left is better than right. But I guess that’s how it will always be. The right only has to rally their troups while the left not only has a hard time convincing swing voters or republicans but to also work just as hard to convince their democratic base.

Again, thank you for you helping Al. He certainly educated me about what is going on in the US and every day I am trying to spread that knowledge around here since you will always impact us.

Thanks again. Have a fruitful week, month and rest of 2007.

kind regards,

Sebastian

Wie ich dort bereits schrieb hoffe ich, dass eventuell meine Zeilen dazu führen, dass sich dort drüben in Minnesota jemand im in seiner Arbeit bestärkt fühlt. Ich kann als Nicht-US-Bürger leider keine Wahlkampfspende abgeben. Meine damalige Gelegenheit, wenigstens einen US-Bürger umzustimmen, habe ich nicht genutzt. Irgendwie schäme ich mich dafür, auch wenn es zugegebener Maßen nur noch extremer hätte sein können, wenn mein Gesprächspartner eine geladene Waffe im Hosenbund getragen hätte.

Ich habe vor einiger Zeit in Örns Blog geschrieben, dass ich 1997 eine Mail an Nicolas Negroponte geschrieben habe, und tatsächlich auch eine Antwort bekam. Es ging um einen Artikel in Wired, in dem Negroponte die Meinung vertrat, dass die Computerisierung von Afrika diesem zu einem besseren Wohlstand führen würde – wogegen ich sagte, dass es eventuell erst einmal Wasser und Strom geben sollte zuvor. Inzwischen bin ich hier nicht mehr so ganz strikt in meiner Meinung und der 100-Dollar-Laptop ist ja nunmehr, 10 Jahre später, auch unterwegs. Wir werden abwarten müssen, ob er wirklich gegen solcherlei "Kleinigkeiten" wie AIDS und einen Gesundheitsminister von Südafrika hilft, der seiner Bevölkerung mitteilt, dass man nach dem Sex nur heiß duschen müsste, um der AIDS-Gefahr zu entgegen. Aber was beschwere ich mich – ich habe durch die Fernsehserie Boston Public gelernt, dass man durch Oralverkehr HIV und auch alle anderen Geschlechtskrankheiten übertragen kann. Vielleicht hat meine Mail ja ein wenig dazu beigetragen, dass sich Negroponte Gedanken über die Strom- und Wasserversorgung gemacht hat. Vielleicht auch nicht.

Was ich dennoch sagen möchte ist Folgendes: JEDER von uns kann in der Zeit des Internet "einen Unterschied machen", sprich etwas bewegen. Wir kennen alle das Spiel, dass man über wenigstens 5 Schritte mit jedem Menschen der Welt bekannt ist (für mich persönlich nicht besonders schwer, mein Vater hatte einmal geschäftlich mit Ion Tiriac zu tun). Vielleicht führt unser Gespräch mit einer Person dazu, dass sie einer anderen davon erzählt. Vielleicht ist es ja nur ein kleiner Stein, der irgendwann über viele etwas größere einen richtigen Brocken anschiebt.

Es sind die kleinen Begegnungen im Leben, in denen man einen Unterschied machen kann.

Gestern erst hab ich mir wieder einmal sagen lassen, dass einer meiner Vorteile ist, dass ich immer direkt sage, was ich denke. Dass das Mut verlangt.

Heute ist mir dieser Tag damals in Dallas wieder eingefallen und ich weiß wenigstens einen Moment, wo ich das, was ich dachte, nicht sofort gesagt habe, und ich frage mich oft ob es eine gute Entscheidung war oder nicht. Ob ich nicht das eine, zusätzliche Mal doch hätte vorlaut sein sollen.

2008 ist Wahl in den USA, und EIN Senatorenposten wird vielleicht wenig bedeuten. Aber bis ein demokratischer Kanditat feststeht werde ich weiter Al Frankens Weg verfolgen.

Ich weiß auch keine gute Lösung für das Irak-Problem. Ich habe eine Zeit lang gesagt, dass "jetzt wenigstens nicht mehr 30.000 Menschen im Monat an schlechter medizinischer Versorgung sterben". Spätestens seit diesem Jahr liege ich da falsch.

Ich weiß nur, dass ab November 2008 kein Republikaner im Oval-Office sitzen darf, und ich nehme mir einfach mal vor, in Zukunft zu versuchen, etwas zu verändern, und wenn es auch nur winzig kleine Dinge sind, in der Hoffnung auf den Schmetterlingseffekt.


Hier ein kleines Beispiel zu Bill O’Reilly – Quote: "Totally out of context".


Killer :-)

Na jedenfalls sieht so die Karte in meinem Coppermine-Fotoalbum aus :-D

Meiner Auffassung nach ist der Sinn und Zweck eines Blogs ja Information gepaart mit persönlichem Bezug. Manche Blogs sind weniger persönlich, wie zum Bleistift BILDblog, andere sind eher nach dem Charakter eines Mission-Statements (nichts für Ungut, genau so sollte ein Blog sein finde ich) und wieder andere Leute schreiben im Prinzip Tagebuch für die ganze Welt.

Ersteres erfordet eine Menge Arbeit und häufige Updates sowie gute Recherche. Das Letztere erhält im Prinzip von alleine eine Menge Updates, wenn ja wenn sich der Autor auch mit Hingabe ans „Tagebuchschreiben“ hält. Jeder Eintrag sollte dann aber wohl auch mit „Liebes Tagebuch“ beginnen und eigentlich ist sowas nicht für die Aussenwelt gedacht. Mal ehrlich – wen interessiert denn der Lebensinhalt einer Person ohne die tatsächlichen, knackigen Hintergründe? Da verfassen manche Leute einen unendlichen Sermon über ihren Tagesablauf, stecken vielleicht täglich ein, zwei Stunden Arbeit in „Mein Blog“ und am Ende schauen sie sich das alles nach einiger Zeit nochmal an und stellen fest, dass eigentlich das richtige Herzblut nicht drinsteckte, weil sie sich immer wieder aus der Öffentlichkeit zurück nehmen mussten.

Deshalb muss man sich wohl von Anfang an von solch einer Idee verabschieden. Tägliche Blogs sind meiner Ansicht nach absoluter Unsinn. Blogs sollten sein wie das von Örn. Mission-Statements. Kurze Berichte aus dem Leben des Autors. Lustigerweise erfüllen sie dann genau ihren eigentlichen Zweck – mit Menschen Kontakt zu halten, die man jetzt schon kennt, und eventuell über die eigenen Geschichten Leute kennenzulernen, die sich vielleicht über das Geschriebene mit der Person identifizieren können und einen Blick hinter die Stirn zu erhaschen, ohne dies auf einer Party mit einem Glas in der einen und ner Fluppe in der anderen zu tun, und sich zu fragen, warum ersiees denn jetzt dies oder jenes tut und ob sie „in Wirklichkeit“ ganz anders sind.

Ein Vorteil von mir war und ist ja, dass ich sowohl im Netz als auch in Person genauso bin wie eben „in Echt“. Nachteil dabei ist wohl, dass ich immer sehr direkt, persönlich und offen bin. Von daher ist meine größte Sorge eigentlich nur, dass ich hier Tagebuch schreibe. Und die Nachteile hiervon habe ich ja oben bereits erwähnt.

Eine Lösung des Ganzen ist aber hoffentlich nicht allzu weit entfernt: Kategorien. Da ich auf dem neuen Webspace sowohl Serendipity als auch WordPress mit einem Klick installieren konnte, schauen wir mal, wie wir die angezeigten Nachrichten direkt beeinflussen können – und per default die allzu intensiven Labereinträge mit der Markierung „Liebes Tagebuch“ für den normalen User erstmal ausschalten.

Aber ich mach mir wohl wieder (wie immer) zu viele Gedanken. Vielleicht verstecke ich dann genau die Einträge, die jemand gerade lesen wollte, und das Verstecken derselben wäre dann wieder „Auf ner Party stehen“ – nur in anderer Form.

Wie auch immer – let’s get crackin…