Mahlzeit.

Ich wettere im Moment auf iphoneblog.de sehr wehement gegen Apples Vorhaben, in Zukunft für jedweden Inhalt, der Geld kostet, 30% für sich in Anspruch zu nehmen. Sprich: alles, was man auf der iPhone/iPad-Plattform konsumiert, was Geld kostet, muss über das Gerät selbst zum gleichen Preis kaufbar sein. Da ich soeben (und gestern Abend in einem anderen Beitrag) einige relativ längliche Kommentare verfasst habe, diese meiner Ansicht nach aber auch einen eigenen Eintrag auf meinem eigenen Blog wert gewesen wären (ich aber diese Kommentare nach der Form „Ich habe hierzu meine Gedanken aufgeschrieben, man findet sie in meinem Blog hier (Link)“ hasse, weil es den Lesefluss zerstört, behelfe ich mir damit, einfach alles hier nochmal reinzukopieren. Wenn jemand meint ich schreibe interessante Sachen und meine Webseite aufsucht dann findet er hier halt die gleichen Inhalte erst einmal nochmal. Wenn ich noch was hinzuzufügen habe, dann werd ich darüber vielleicht auch noch bloggen.

Wie dem auch sei, hier mein Kommentar von gerade eben auf iphoneblog.de

Wie gesagt ich habe nichts dagegen, dass Apple für eine reine Bezahlplattform einen Obulus verlangt, genau so wie jede Kreditkartenfirma (ich zahle ja in Deutschland meine iTunes-Rechnung nicht per Kreditkarte). Es muss aber in den USA wie ein Treppenwitz anmuten, wenn man dort 30% des Kaufpreises an Apple abdrückt und diese Bezahlung per Kreditkarte erfolgt, weshalb im Prinzip vom Gesamtkaufpreis 2-4% an die Kreditkartenfirmen gehen und dann vom Rest der Übrig bleibt 25% an Apple gehen und 70% an den Hersteller der App. Wenn das Modell dann auf Deutschland übertragen wird, ist es noch behämmerter.

Nochmal: die Kosten müssen vom Verkaufspreis gedeckt werden. Wenn Apple und die Kreditkartenfirmen sich einen so großes Stück vom Kuchen abschneiden, und die CD tatsächlich einfach ein Ausreißer war (siehe das was Gruber heute schrieb) dann steht doch mit einer quasi nunmehr im Raum stehenden Erhöhung der Kosten um über 20% durch die Gebühren von Apple Ideen wie Musik-Streaming quasi schon vor dem Start vor dem Aus. Oder aber Apple drückt damit einfach die Konkurrenz aus dem Markt. Gruber schrieb ja auch schon mehrfach, dass er davon ausgeht, dass Apple am Musikverkauf quasi nichts verdient. Jetzt möchten sie gerne verdienen. Sollen sie von mir aus auch gerne, nur wie gesagt wenn es um ein reines Bezahlmodell geht, dann reden wir hier von Bereichen von Einmalbetrag im Centbereich + einen einstelligen Prozentbetrag vom Kaufpreis. Nicht ein Drittel (!).

Was die Kundendaten angeht finde ich die Argumentationskette nahegrade wahnsinnig. Was dabei rauskommt, wenn die Sparkassen versuchen, Einkauf per Unterschrift abzuschaffen, hat man ja jetzt mit dem Datenskandal letztes Jahr herausgefunden. Die Supermarktketten setzen sich hin und machen es einfach alleine, indem sie ihre Kunden auf dem Bon eine Klausel unterschreiben lassen, dass alle Kundendaten die über die EC-Karten abgefragt wurden, an en NEUES Unternehmen geliefert werden, die dann einen Sofort-Check auf Bonität durchführen, und den Kunden wenn dieser negativ ausfällt zum teureren Bezahlen per PIN auffordern (teurer für den Supermarkt, PIN-System kostet irgendwas mit 45 Cent, das alte und mittlerweile abgeschaffte Lastschriftverfahren über die Sparkasse mit Unterschrift lief irgendwo im Bereich von 15 Cent). Und dann kommen so lustige Sachen raus wie dass die Firma, die den Bonitäts-Check durchgeführt hat (Europay oder wie die da hießen) auf einmal Bewegungsprofile für Einkäufer als zusätzlichen „Service“ anbieten und diese Profile fröhlich an die Supermärkte und andere Einzelhändler verkaufen (wollten). Bis der Bundesdatenschützer eingreift.

So. Und da hängt nämlich bei mir die Kritik. Im Moment geht es darum, dass anstatt dass alle meine Daten an deutsche Firmen gegeben werden, die von meinem Land reguliert werden können (dem Bundesdatenschutzbeauftragten) jetzt nunmehr alle Daten an Apple nach Cupertino gehen – wo ich keinen Zugriff mehr drauf habe. Da hab ich so erstmal nichts gegen. Apple passt ja auf meine Daten auf. Fragt sich nur was passiert, wenn Steve morgen den Löffel abgibt und dann genau das Gleiche passiert wie bei Europay (oder wie die heißen).

„Wir haben da diese Daten, unsere Umsätze sind im Keller weil der Steve-Faktor weg ist und unser neuestes iPad keiner kauft – wie machen wir unsere „Assets“ jetzt zu Geld?“

Oder anders ausgedrückt: die Daten sind erst einmal da. Genau wie bei Fotos die man nicht ins Internet stellen sollte. Wenn Apple JEDEN, absolut JEDEN Einkauf auf der iTunes-Plattform verfolgen kann, dann ist das nichts Anderes als Payback. Und da mache ich nicht mit. Warum kann man gerne beim Foebud nachlesen.

Bei Android gibt es die Möglichkeit, dass jeder Anbieter seinen eigenen „Market“ bzw. „AppStore (c pending)“ aufmachen kann. Apple will das jetzt für iTunes verhindern.

Dagegen MUSS Sturm gelaufen werden.

Statt dessen wird sich an dem Scheinargument aufgehangen, dass ja die bösen bösen Verleger an die Daten wollen.

Das ist aber überhaupt nicht der Punkt. Klar ist das schön, wenn Apple die Adressdaten behält. Schön. Der Punkt ist aber vielmehr, dass über die Adressdaten hinaus BEZAHL- und EINKAUFS-Daten anfallen, die Vorlieben abbilden und monetäre Verhältnisse, die von Apple aufgrund der anderen Datenschutzgesetze in den USA auf genau die gleiche Art wie Europay verarbeiten könnte – und dann dafür nicht einmal vom Bundesdatenschutzbeauftragten bestraft werden könnten. Bei Google hat dieser ja im Moment auch gesagt „so nicht“ was Streetview angeht, als Reaktion hat Google eine „Goodwill“-Aktion durchgeführt, über die wir allen den Kopf schütteln weil 25% der Häuser jetzt verpixelt sind, aber wer sagt denn dass das bei den Bezahldaten dann auch in „Goodwill“-Manier passieren wird?

Im Gegenzug ist mir ist natürlich bekannt dass fast jede Android-App aufgrund dessen dass sie unkontrolliert ist nach dem „Ok das lass ich zu“ Knopfdruck, den eh jeder bedenkenlos macht, Daten sammeln kann so viel sie will (das ist auch nicht gut).

Ergo liegt die Ideallösung ist im Moment irgendwo dazwischen. Apple darf weder die Schlüssel für alle meine Einkaufsdaten bekommen NOCH darf es Markets geben, wo jeder einfach alles einstellen kann, was er will wie bei Android.

Klar sollten Apps kontrolliert werden. Klar darf Apple gerne ein Bezahlsystem haben und dafür Geld verlangen. Von mir aus auch 30%. Nur sollte es nicht DAS Bezahlsystem sein sondern nur EIN Bezahlsystem. Wenn ich mein Zeitungsabo gerne per Abbuchung bezahlen will direkt an meine lokale Zeitung, dann MUSS das möglich sein, und wenn diese Abbuchung den Verlag nur 10 Cent kostet, dann möchte ich gerne für meine 250 Euro Abogebühren im Jahr 250,10 Euro bezahlen und nicht über Apple 325 Euro – oder besser gesagt dass der Verlag nur noch 325 Euro verlangen kann darf und muss, sprich alle die das Ding auf Papier bekommen auch 325 Euro bezahlen müssen für ihr Abo ab demnächst weil man ja kostend arbeiten muss und digital die Zukunft ist und bla bla bla.

Hier treten Effekte auf die eventuell den schnelleren Tod der Zeitungen bedeuten, Dienste wie Pandora kategorisch verhindern bzw. nur von Apple angeboten werden können etc. pp. Durch dieses Bezahlsystem entsteht eine Marktmacht für Apple über die Hintertür. 30% vom UMSATZ ist eine verdammt große Summe dafür, dass Apple NICHTS tut. Gar nichts. Sie machen keinen Reviewprozess für ein gestreamtes Lied, für eine abgerufene Webseite oder die neueste Ausgabe von „The Daily“. Es wird einfach ein riesen Batzen Geld verlangt ohne irgendeine Gegenleistung dafür zu bieten AUSSER die Abrechnung über die ebenfalls schon Gebühren kostende Kreditkarte abzuwickeln (oder Click&Buy oder whatever) und das kann es echt nicht sein.“